Unter den Waldameisen, respektive in der Gruppe der Roten Waldameisen, bliebt die Strunkameise (Formica truncorum) oft unbemerkt. Denn ihre Nester sind teilweise verborgen in Felsspalten und Baumstrünken. Trotzdem hatten wir diesen Sommer das Glück, sie an drei verschiedenen Standorten im Obersimmental kartieren zu können.
Wo kommt die Strunkameise vor?
Die Strunkameise bevorzugt offene, sonnige Lebensräume wie Lichtungen, Waldränder oder trockenwarmes Grasland. Sie kommt in Europa vom Flachland bis in die montane Stufe vor. In den Alpen steigt sie bis auf eine Höhe von 1’800 m.ü.M. Die Schweiz bildet die südlichwestliche Grenze ihres Verbreitungsgebiets in Europa.
Die Nester der Strunkameise bleiben oft unbemerkt. Im Gegensatz zu den anderen Arten der hügelbildenen Roten Waldameisen ist der oberirdische Haufen eher klein und unregelmässig. Ja, teilweise findet sich nur eine Ansammlung von Pflanzenteilen in Felsspalten, unter oder an Steinen und bei Baumstrünken.
Aussehen und Lebensweise der Strunkameise
Der Körper der Strunkameise ist stark behaart. Ihre Grösse ist sehr variabel. Bei grösseren Arbeiterinnen sind sowohl die Brust als auch der gesamte Kopf meist ausschliesslich orangefarben. Bei kleineren Arbeiterinnen sind Kopf und Brust jedoch orangfarben mit bräunlichen Anteilen und Flecken – so wie wir es von den Arbeiterinnen aus der Gruppe der Roten Waldameisen kennen.
Wie auch bei anderen Waldameisenarten können die Jungköniginnen der Strunkameise nicht selbstständig ein Nest gründen. Sie betreiben einen temporären Sozialparasitisums, indem sie eine Art der Untergattung Serviformica (Sklavenameisen) als Wirt benutzen. Nach dem Hochzeitsflug streift die begattete Jungkönigin ihre Flügel ab. Anschliessend versucht sie in ein Nest der Hilfsameisen (Sklavenameisen) einzudringen. Gelingt ihr dies, tötet sie dort die Königin. Die Arbeiterinnen der Hilfsameisen ziehen nun die Brut der Strunkameise auf.
Hier finden Sie einen interessanten Artikel über die sozialparasitäre Lebensweise von Formica truncorum. In diesem Paper ist ebenfalls anschaulich beschrieben, wie es bei einem ungünstigen Neststandort und Futterknappheit zur Entwicklung von sehr kleinen Arbeiterinnen kommen kann. Man spricht in einem solchen Fall auch von Hungergeneration.
Kleine Arbeiterinnen entstehen, wenn diese als Larven wenig Futter erhielten. Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag «Die Entwicklung der Waldameise».
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